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Allgemeine Informationen
Selbstdarstellung: „foodwatch entlarvt die verbraucherfeindlichen Praktiken der Lebensmittelindustrie und kämpft für das Recht der Verbraucherinnen und Verbraucher auf qualitativ gute, gesundheitlich unbedenkliche und ehrliche Lebensmittel. […] foodwatch ist ein gemeinnütziger Verein, dem jede und jeder beitreten kann.“[1]
Foodwatch wurde 2002 von Thilo Bode, einem ehemaligen Geschäftsführer von Greenpeace, als eingetragener Verein gegründet. Foodwatch unterhält Büros in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.[2]
Personen
Der Verein hat rund 80 stimmberechtigte Mitglieder.[2] Foodwatch beschäftigt 20 Mitarbeiter, entsprechend 17,4 Vollzeitäquivalenten.[3]
Gründer und zentrale Figuren
- Thilo Bode, 2002 Gründung von Foodwatch, 2002–2017 Geschäftsführer von Foodwatch Deutschland, seit 2017 Direktor von Foodwatch International, davor 1995–2001 Geschäftsführer von Greenpeace International und 1989–1995 Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland.
- Martin Rücker, 2017–2021 Geschäftsführer von Foodwatch Deutschland, 2009–2017 Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Foodwatch.
Finanzierung
Foodwatch lehnt die Annahme staatlicher Fördermittel ab und ist als gemeinnützig anerkannt.[2] Der Verein hat das Verbandsklagerecht.[4]
Einnahmen
Foodwatch finanziert sich hauptsächlich aus Förderbeiträgen und Spenden, dabei bewegt sich der Anteil von „Großspenden, Erbschaften und Stiftungen“ zwischen 2 % und 12 %. Diese Angaben orientieren sich an der Website von Foodwatch:[5]
Jahr | Einnahmen |
---|---|
2019 | 3 624 403 € |
2018 | 3 421 099 € |
2017 | 3 157 036 € |
2016 | 3 105 685 € |
2015 | 2 884 963 € |
2014 | 2 333 916 € |
2013 | 2 032 633 € |
2012 | 1 924 552 € |
Gehälter
Der Geschäftsführer von Foodwatch bezieht ein Gehalt von 6 800 € brutto im Monat.[2]
Kritik
Finanzierung
Laut eigenen Angaben betrug das Startkapital „rund 1,5 Mio. € und wurde in den ersten drei Jahren zum Aufbau der Organisation eingesetzt. Etwa ein Drittel davon waren langfristige Darlehen von der GLS Gemeinschaftsbank und von Privatpersonen. Zuschüsse für die Anschubinvestitionen kamen außerdem von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft in Bochum, von Rolf Gerling, Clemens Haindl, Alfred Ritter und Karl-Ludwig Schweisfurth.“[6] Bei Alfred Ritter und Karl Ludwig Schweisfurth handelt es sich um Lebensmittelunternehmer: Ritter ist Eigentümer der Alfred Ritter GmbH & Co. KG („Ritter Sport“);[7] Schweisfurth war bis 1984 Leiter des Fleischwarenunternehmens Herta GmbH, seitdem setzt er sich für ökologische Landwirtschaft ein.[8]
Faktentreue
Laut eines Artikels in der Welt stand 2013 schon fest, welches Unternehmen den „Goldenen Windbeutel“ überreicht bekommen solle, ehe die entsprechende Online-Abstimmung beendet war.[9]
Übertreibungen und Skandalisierung
Der Journalist Thilo Spahl kritisiert in einem Artikel über die gesundheitlichen Risiken, die von Foodwatch thematisiert werden, Übertreibungen, die im Zusammenhang mit bestimmten Stoffen gemacht werden, unter anderem Acrylamid, Dioxin und Glyphosat.[10]
Der Lebensmittelchemiker und Sachbuchautor Udo Pollmer kritisierte 2015: „Die Ahnungslosigkeit der Verbraucher wird in wirtschaftliche und politische Macht von Foodwatch umgemünzt.“[11]
Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Peter Wippermann kritisiert: „Es gibt vieles, was man in der Ernährungsbranche kritisieren könnte. Aber echte Skandale werden von Foodwatch ja gar nicht verfolgt […] Sie greifen in Wirklichkeit nur das Marketing an und machen sich so zum Vormund des Verbrauchers.“[9] Jörg Waldeck, zu dem Zeitpunkt Geschäftsführer der Agentur Momentum, kommentierte: „Während andere NGOs zunehmend auf Dialog und Kooperationen setzen, fährt Foodwatch häufig eine reine Konfliktstrategie“.[9] Harald Melwisch von der Firma Unilever kritisierte: „Es hat Treffen und Gespräche mit Foodwatch gegeben. An einem konstruktiven Dialog ist die Organisation aber nicht interessiert. […] Im Vergleich mit anderen Nichtregierungsorganisationen ist dieses Verhalten uneffektiv. Inhaltlich erreicht Foodwatch gar nichts.“[9] Der Unternehmer Claus Hipp äußerte: „Es muss Kritik geben, und es muss auf Dinge hingewiesen werden, die nicht korrekt laufen […] wenn es aber nur um durchsichtige Geschäftemacherei geht und darum, mit jedem Mittel Aufmerksamkeit zu erzielen, ist dem Verbraucher weniger gedient.“[9]
Die damalige Bundesministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ilse Aigner warf Foodwatch-Gründer Thilo Bode vor, von „Skandalisierung“ zu leben: „Das ist sein Geschäftsmodell, um möglichst viele Mitglieder und Spendengelder zu gewinnen. Kampagnen, die ein Klima der Verunsicherung schüren, halte ich für bedenklich.“[12]
In einer Rezension von Bodes Buch „Die Demokratie verrät ihre Kinder“ schreibt Detlef Gürtler: „Heuchlerischer hätte der Titel kaum sein können. Denn Bode verrät die Demokratie. Es ist eine gruselige Ideologie, die der langjährige Greenpeace-Manager verbreitet. Abgrundtiefe Verachtung für die repräsentative Demokratie, die politischen Parteien und alle Interessengruppen (‚Lobbykratie‘) – bis auf die Guten natürlich, die Lobbyisten des Gemeinwohls, die NGOs […] Bode propagiert nichts weniger als die Kapitulation der Zivilgesellschaft vor der Macht der Straße.“[13]
Rechtsstreitigkeiten
Foodwatch wollte der Firma Unilever untersagen, das Produkt Becel pro.activ mit dem Hinweis auf cholesterinsenkende Wirkungen zu vertreiben. Das Landgericht Hamburg gab dieser Klage am 14. Dezember 2012 nicht statt, das Oberlandesgericht wies eine Berufung am 1. September 2015 ab, der Bundesgerichtshof am 29. September 2016.[14]
Belege
- Über uns ↗︎, foodwatch.org, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Fragen und Antworten ↗︎, foodwatch.org, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑] [↑] [↑] [↑]
- Transparenz-Initiative ↗︎, foodwatch.org, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Liste qualifizierter Einrichtungen gem. § 4 Absatz 2 UKlaG ↗︎, bundesjustizamt.de, abgerufen am 2. Juli 2021. [↑]
- Finanzen ↗︎, foodwatch.org, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Anschubfinanzierung ↗︎, foodwatch.org, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Storcks Reaktion auf die Nominierung für den Goldenen Windbeutel 2011 ↗︎, foodwatch.de, abgerufen am 13. Juli 2021. [↑]
- Biographie ↗︎, schweisfurth.de, abgerufen am 13. Juli 2021. [↑]
- Nahrungs-Lobby wehrt sich gegen Foodwatch ↗︎, Die Welt, online am 19. Mai 2013, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑] [↑] [↑] [↑] [↑]
- Foodwatch und die Gifte ↗︎, Novo Argumente vom 11. Juli 2017, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Protest macht Kasse ↗︎, Focus vom 12. Dezember 2015, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Lebensmittel: Aigner kritisiert Konzerne, Spekulanten und Verbraucherorganisation ↗︎, Wirtschaftswoche, online am 6. November 2010, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Globale Gerechtigkeit leicht gemacht ↗︎, taz vom 20. Mai 2003, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- BGH lehnt Revision im Prozess um Unilevers Becel pro.activ ab ↗︎, foodwatch.org, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]