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Allgemeine Informationen
Selbstbeschreibung: „Unser Ziel ist es, jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen. Um dies zu erreichen, setzen wir uns für die Aufdeckung von Tierquälerei, die Aufklärung der Öffentlichkeit und die Vermittlung einer achtsamen und respektvollen Lebensweise ein. PETA handelt in der Tradition sozialer Befreiungsbewegungen und macht sich für das Ende des Speziesismus stark, eines diskriminierenden Denk- und Verhaltensmusters, das die Ausbeutung oder den Ausschluss von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit rechtfertigt. Wir stehen für die Abschaffung der Misshandlung, Diskriminierung und Ausbeutung von Tieren und kämpfen für die Etablierung ihrer Rechte.“[1]
Peta wurde 1980 in den USA gegründet, der PETA Deutschland e. V. dann 1993.[1]
Personen
Der Verein hat neun stimmberechtigte Mitglieder.[2] Er beschäftigt nach eigenen Angaben über 100 fest angestellte Mitarbeiter.[3]
Gründer und zentrale Figuren
- Ingrid Newkirk, 1980 Gründung von PETA, Präsidentin von PETA international, 1. Vorsitzende von PETA Deutschland.
- Alex Pacheco, 1980 Gründung von PETA.
- Harald Ullmann, 2. Vorsitzender von PETA Deutschland.
- Andrew Lawrence, Schriftführer von PETA Deutschland.
- Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei PETA Deutschland.
Finanzierung
Nach eigenen Angaben erhält PETA keine staatliche Unterstützung und finanziert sich ausschließlich durch Spenden. PETA ist als gemeinnützig anerkannt.[1]
Einnahmen
Die folgenden Angaben orientieren sich an den Wirtschaftsberichten von PETA.[4]
Jahr | Einnahmen |
---|---|
2019/20 | 10 827 473 € |
2018/19 | 10 979 832 € |
2017/18 | 7 880 115 € |
2016/17 | 7 540 283 € |
2015/16 | 5 782 092 € |
2014/15 | 4 163 027 € |
2013/14 | 4 172 722 € |
2012/13 | 3 675 392 € |
2011/12 | 3 555 125 € |
2010/11 | 2 554 465 € |
2009/10 | 2 085 164 € |
2008/09 | 1 877 472 € |
2007/08 | 1 573 447 € |
2006/07 | 1 425 669 € |
2005/06 | 1 336 718 € |
Gehälter
Zu Gehältern finden sich auf der Website von PETA keine Angaben; im Wirtschaftsjahr 2019/20 betrugen die Personalkosten von PETA insgesamt 3 842 935 €.[5]
Kritik
Einsatz von Gewalt
Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern verabschiedete auf Vorschlag der SPD- und CDU-Fraktionen am 18. November 2010 einen Beschluss, in dem es heißt: „Der Landtag verurteilt alle Fälle, in denen gegen Tierschutz vorgaben verstoßen wird und Tiere unter nicht hinnehmbaren Bedingungen in Bezug auf arteigene Verhaltensweisen gehalten werden. Der Landtag wendet sich zugleich gegen jegliche Versuche, Verstöße gegen Tierschutzauflagen zu einer pauschalen Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes zu missbrauchen. Der Landtag verurteilt die Anschläge auf die Gebäude des Bürgermeisters in Alt Tellin.“ In der Begründung heißt es: „Die Diskussion über Genehmigungen von Tierhaltungsanlagen in den letzten Monaten ist vermehrt durch Unsachlichkeit gekennzeichnet. In diesem Zusammenhang nimmt der Landtag mit Bedauern zur Kenntnis, dass Investoren, Bürgermeister und Genehmigungsbehörden zunehmend bedroht bzw. angegriffen werden. Der Landtag verurteilt zugleich jegliche Form von Gewalt in Wort, Bild, Schrift und Tat.“ Im weiteren Verlauf wird PETA namentlich erwähnt.[6]
Governance
Der Mangel an demokratischen Strukturen wurde in einem Gerichtsverfahren festgestellt. In der Urteilsbegründung des Stuttgarter Verwaltungsgerichts wird darauf hingewiesen, dass die Ablehnung der Anerkennung von PETA „als mitwirkungs- und verbandsklageberechtigte Tierschutzorganisation“ durch das Land Baden-Württemberg rechtens sei, weil „der Gesetzgeber des TierSchMVG und der Verordnungsgeber der DVO TierSchMVG nur solchen Organisationen die prozessualen Sonderrechte verleihen wollte, die über eine demokratische Struktur verfügten, was nur über ordentliche, zur Entscheidung über die Ausrichtung des Vereins berufene Mitglieder, nicht hingegen über Fördermitglieder gewährleistet sei.“[7]
Kommunikation
Der damalige niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) wird im Mai 2017 zitiert mit der Feststellung: „Die Kontrolle von tierhaltenden Betrieben ist Sache des Staates und nicht von jedermann. […] Da sollen Skandalbilder also gar nicht dem Stopp einzelner Missstände dienen, sondern vielmehr zur Diffamierung eines ganzes Berufsstandes und vieler Anstrengungen für mehr Tierwohl missbraucht werden.“[8]
In dem Artikel „Putenministerin“ berichtet Jan Grossarth in der FAZ über Stefan Bröckling, der zu diesem Zeitpunkt für PETA arbeitete und verantwortlich für die Filmaufnahmen im Puten-Mastbetrieb der Familie der damaligen niedersächischen Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen war: „Der Ermittler Stefan Böckling wirkt nicht minder ehrlich als Grotelüschen. Er müsste das alles nicht so sagen – dass die Pute in Großaufnahme die einzige liegende, blutende im Stall gewesen sei. Er sagt aber die Wahrheit und nicht das, was seinem Interesse nützt. Er dramatisiert nicht gern, das tut er nur manchmal fürs Fernsehen. Weil er weiß, dass diese Fernsehformate so funktionieren. […] Dann öffnet er die nächste Datei auf seinem Laptop. Er zeigt einen mit Nachtsichtkamera gedrehten Film, einen Spaziergang durch den Stall. Die ungeschnittene Version. ‚Die ist so natürlich elendig langweilig, das kann man so auf keiner Pressekonferenz zeigen, da schlafen die Leute ja ein‘, sagt er.“[9]
Carola Böse-Fischer zitiert 2009 in dem Artikel „Terror im Namen der Tiere“ Edmund Haferbeck mit den Worten, dass möglicherweise „Al Qaida für die Tiere nicht mehr zu verhindern“ sei.[10]
Susanne Stiefel schreibt 2006 in der taz: „Der Moraltheologe und Ethiker Dietmar Mieth kennt diese Quasireligiosität, die sich einstellt, wenn Menschen sich in einem Kreis einschließen und nur noch gegenseitig bestätigen. ‚Das Lebenselixier ist die gemeinsame Empörung‘, so Mieth. Der Tübinger Professor kennt auch die Unversöhnlichkeit, mit der sich Tierschützer und ihre Gegner gegenüberstehen. Bereits in den Achtzigerjahren hat er ein Symposium geleitet, bei dem Tierschützer mit Forschern über Tierexperimente diskutierten. Es ging so rund, dass kein Tagungsbericht erstellt werden konnte, weil beide Parteien nicht gemeinsam in einem Buch erscheinen wollten.“[11]
Unter dem Titel „Der Holocaust auf Ihrem Teller“ startete PETA im März 2004 eine Kampagne, um gegen Haltung und Nutzung von Tieren zu protestieren.[12][13] Der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, bezeichnete die Kampagne als „absolut ungeheuerlich“ und als „Beleidigung aller Opfer des Holocaust“.[13]
Glaubwürdigkeit
Der Musiker Bela B. sagte 2009 über PETA: „Und bei Peta war das aber dann so, dass ich das dann extrem seltsam finde, wenn sich da Leute extrem für Tierrechte einsetzen und gleichzeitig aber Sendungen moderieren, in denen dann lebende Tiere gegessen werden, das finde ich echt ziemlich seltsam. Oder wenn dann nach so einer Peta-Modenschau, wo ich noch angemacht werde, weil ich kein Vegetarier bin, danach dann erst mal alle Prominenten gemeinsam zu MacDonalds gehen, inklusive einiger hochrangiger Peta-Leute.“[14]
Rechtsstreitigkeiten
Edmund Haferbeck antwortete 2018 auf eine Frage nach dem Vorwurf des Hausfriedensbruchs: „Diese Aktivisten begehen zweifelsohne Hausfriedensbruch, aber keinen Einbruch, bei dem sie beispielsweise Wertgegenstände stehlen. Stalleinbrüche, wie es Bundesregierung und Agrarindustrie formulieren, gibt es juristisch gar nicht. Da muss man unterscheiden. Und: Die dokumentierten Missstände rechtfertigen den Hausfriedensbruch. Das haben Gerichte so bestätigt, zuletzt das Oberlandesgericht Naumburg.“[15]
Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) sagte im April 2018 „Ob nun Wohnhaus oder Stall: Einbruch ist Einbruch!“ und stellte die Frage, „ob Peta und Co zu Recht als gemeinnützig eingestuft sind. Ich bin dafür, dass dieser Status bei Tierrechtsorganisationen, die in Ställe einbrechen, überprüft und im Zweifelsfall aberkannt wird.“[16]
Im Koalitionsvertrag der CDU-SPD-Koalition im Bund seit 2018 steht „Wir wollen Einbrüche in Tierställe als Straftatbestand effektiv ahnden.“[17]
PETA klagte beim Verwaltungsgericht Stuttgart auf „Anerkennung als mitwirkungs- und verbandsklageberechtigte Tierschutzorganisation“. Die Klage wurde am 30. März 2017 abgewiesen.[18]
Nachdem das Berliner Landgerichte die Veröffentlichung der Kampagne „Der Holocaust auf Ihrem Teller“ untersagt hatte, zog PETA mit dem Anliegen vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der die Entscheidung des Berliner Gerichts am 08. November 2012 bestätigte.[19]
Carola Böse-Fischer resümierte 2009: „Petas Kampf vor den Gerichten ist trotzdem zumeist erfolglos und kostet hohe (Spenden-)Summen“.[10]
Verschiedentlich musste PETA Unterlassungserklärungen abgeben, so am 26. September 2008[20] und am 2. September 2009.[21]
Belege
- Über PETA ↗︎, peta.de, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑] [↑] [↑]
- Verwaltungsgerichtshof lässt Berufung zu: Peta kann weiter um Klagerecht kämpfen ↗︎, Stuttgarter Zeitung, online am 4. April 2018, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Transparenz ↗︎, peta.de, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Wirtschaftsberichte ↗︎, peta.de, zuletzt abgerufen am 9. Juli 2021. [↑]
- Wirtschaftsjahr 2019/2020 ↗︎, peta.de, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Keine Gewalt unter dem Deckmantel des Tierschutzes ↗︎, Drucksache 5/3884 des Landtags Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Urteil vom 30. März 2017 ↗︎, VG Stuttgart, AZ 4 K 2539/16, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Angst geht auf Bauernhöfen um: Niedersächsiche Bauern fürchten Aktionen von Tierrechtsaktivisten ↗︎, Neue Osnabrücker Zeitung, online am 22. Mai 2017, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Putenministerin ↗︎, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. März 2011, online auf genios.de, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Terror im Namen der Tiere: Organisation Peta geht immer militanter gegen missliebige „Tiernutzer“ vor ↗︎, Wolfsburger Allgemeine/Aller-Zeitung, online am 13. Oktober 2009, abgerufen am 9. Juli 2021. [↑] [↑]
- Wo Tiere die besseren Menschen sind ↗︎, taz vom 14. August 2006, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Die Holocaust-Plakate von Peta: Vegetarische Moral ↗︎, Süddeutsche Zeitung, online am 19. Mai 2010, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Der Jude, das Grillhähnchen ↗︎, taz vom 3. Dezember 2003, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑] [↑]
- Interview mit Bela B. ↗︎, attac.de, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Interview mit Edmund Haferbeck: „Organisierte Kriminalität im Agrarsektor“ ↗︎, Schweriner Volkszeitung, online am 13. Mai 2018, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Agrarministerin gegen Tierrechtler: Otte-Kinast: Gemeinnützigkeit von Peta und Co überprüfen ↗︎, Neue Osnabrücker Zeitung, online am 22. April 2018, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Entwurf des Koalitionsvertrags ↗︎, Der Tagesspiegel, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Urteil vom 30. März 2017 ↗︎, VG Stuttgart 4 K 2539/16, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Rechtssache P. gegen Deutschland ↗︎, bmjv.de, abgerufen am 5. Juli 2021. [↑]
- Landgericht Hamburg, AZ 324 O 359/08 [↑]
- Landgericht Hamburg, AZ 325 O 23/09 [↑]